Die EDV-Gerichtstage 2025 in Saarbrücken boten auch in diesem Jahr ein hochaktuelles und vielseitiges Forum für den Austausch zwischen Justiz, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu Fragen der Digitalisierung des Rechtsstaats. Als Verein haben wir die Veranstaltung mit großem Interesse begleitet und zahlreiche wertvolle Impulse für unsere Arbeit an der Schnittstelle von Recht, Technologie und Gesellschaft mitgenommen.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Gerichtstage standen insbesondere die digitale Transformation der Justiz, der Einsatz Künstlicher Intelligenz sowie praktische Herausforderungen bei der Umsetzung digitaler Prozesse in Gerichten und Behörden. In Vorträgen, Arbeitskreisen und Diskussionen wurde deutlich, dass die Digitalisierung längst kein abstraktes Zukunftsprojekt mehr ist, sondern zunehmend den juristischen Alltag prägt. Gleichzeitig wurde offen thematisiert, wo bestehende Strukturen an ihre Grenzen stoßen und wo rechtliche, technische und organisatorische Nachbesserungen erforderlich sind.
Für uns war besonders erfreulich, dass viele der diskutierten Themen unmittelbar an unsere Vereinsarbeit anknüpfen: die Förderung von Legal Tech, transparente und rechtsstaatliche Digitalisierung sowie der Dialog zwischen jungen Jurist:innen, Entwickler:innen und der Justizpraxis. Die EDV-Gerichtstage unterstrichen einmal mehr, wie wichtig interdisziplinäre Ansätze sind, um digitale Innovationen nachhaltig und verantwortungsvoll in das Rechtssystem zu integrieren.
Einen besonderen inhaltlichen Akzent setzte der Vortrag unseres Ehrenmitglieds Alexandra Elena Müller, der sich mit der Digitalisierung des juristischen Prüfungswesens befasste. Zwar ist unbestritten, dass digitale Technologien mittlerweile nahezu alle Lebensbereiche durchdringen, doch zeigte der Vortrag eindrücklich, dass das Prüfungswesen in der Juristenausbildung bislang häufig nur unzureichend in den Blick genommen wurde. Frau Müller erläuterte, dass sogenannte „E-Examensformate“ in vielen Bundesländern aktuell vor allem bedeuten, handschriftliche Klausuren durch die Nutzung eines Textverarbeitungsprogramms zu ersetzen. Eine wirkliche digitale Transformation gehe jedoch weit darüber hinaus.
Anhand eines Pilotprojekts an der Universität Bielefeld, bei dem Ende 2024 erstmals eine vollständig digitalisierte Juraklausur durchgeführt wurde, verdeutlichte sie das Innovationspotenzial moderner Prüfungsformate. Dort arbeiteten Studierende mit dem digitalen Gesetzbuch LexMea; die Korrektur erfolgte experimentell KI-gestützt. Der Vortrag machte deutlich, welche Chancen sich daraus ergeben können, etwa hinsichtlich Effizienz, Einheitlichkeit und Transparenz der Bewertung. Zugleich wurde betont, dass auch Prüfungsämter als zentraler Bestandteil des Prüfungsworkflows digital neu aufgestellt werden müssen, um Medienbrüche zu vermeiden und rechtsstaatliche Anforderungen zu gewährleisten. Die anschließende Diskussion zeigte, wie groß das Interesse an diesem bislang wenig beleuchteten, aber hochrelevanten Themenfeld ist.
Insgesamt haben die EDV-Gerichtstage 2025 erneut gezeigt, dass die Digitalisierung der Justiz nur im Zusammenspiel aller Beteiligten gelingen kann. Für uns war die Veranstaltung nicht nur eine fachliche Bereicherung, sondern auch eine wichtige Gelegenheit zum Netzwerken und zur Positionierung unserer Ziele. Mit vielen neuen Eindrücken, Kontakten und Ideen kehren wir aus Saarbrücken zurück und freuen uns darauf, die gewonnenen Impulse in unsere zukünftigen Projekte und Diskussionen einfließen zu lassen.



