Nachbericht – Legal Hackathon 2025 in Hamburg: Access to Justice

Ein Rückblick auf drei Tage an der Bucerius Law School Hamburg

Der Hamburg Legal Hackathon 2025 zum Thema “Access to Justice” fand vom 9. bis 11. Mai an der Bucerius Law School statt. Das Event wurde in Kooperation des Bucerius Law School Center for Legal Technology and Data Science, der b{u}ilt (Bayreuther Initiative für Legal Tech e.V.) und dem record.law e.V. organisiert. Der Hamburg Legal Hackathon konzentrierte sich dabei auf die Schnittstelle zwischen Recht und Technologie, mit dem Ziel, digitale Lösungen für juristische Herausforderungen zu schaffen. Am Ende begeisterten alle Teams mit vielfältigen, funktionierend ausgestalteten Lösungen und Meinungen zum Event waren einstimmig: nächstes Jahr wieder! 

Insgesamt arbeiteten die Teilnehmenden in acht Teams an Legal-Tech-Lösungen, die juristische Prozesse vereinfachen und den Zugang zum Recht verbessern sollen. Hierbei waren die Teams frei bei der Wahl des Inhaltes ihrer Challenge. Es lag an ihnen, eine Herausforderung im Bereich Access to Justice zu identifizieren und im Laufe des Wochenendes eine Lösung zu kreieren.

Zur Inspiration halfen hierbei die zuvor beispielhaft vorgeschlagenen Subchallenges:

Barrieren im Rechtssystem – Identifiziert eine Hürde, die Menschen daran hindert, ihr Recht durchzusetzen, und entwickelt eine digitale Lösung, um diese Barriere abzubauen.

Verständlichkeit von Rechtstexten – Identifiziert Situationen, in denen juristische Inhalte auch für Nicht-Jurist*innen wichtig sind und entwickelt ein Tool, das diese Inhalte verständlicher aufbereitet.

Außergerichtliche Streitbeilegung – Findet Lösungen, wie die Möglichkeiten für außergerichtliche Streitbeilegung besser ausgestaltet werden können (z.B. für Small-Claims; C2C).

Verbesserung der Transparenz – Entwickelt eine Lösung, die den Zugang zu Informationen über den Rechtsweg, Anlaufstellen bei Fragen und Problemen, oder Urteilen erleichtert.

Personen in Krisensituationen – Entwickelt eine digitale Lösung, die Menschen in Notlagen (z.B. Opfer häuslicher Gewalt, Geflüchtete, Obdachlose) schnell rechtliche Hilfe ermöglicht.

Effizienz von Gerichten – Entwickelt Lösungen, wie man mit KI und Automatisierung Kommunikation, Datenaustausch, gemeinsame Kalendersysteme etc. von Gerichten verbessern kann.

Tag 1: Auftakt und erste Ideenfindung

Der erste Tag begann mit einer einleitenden Moderation von Dr. Florian Skupin, Executive Director Legal Technoloy an der Bucerius Law School und Katharina Sophie Hertel, Vorstandsvorsitzende von recode.law. Anschließend begrüßte Meinhard Weizmann, Geschäftsführer der Bucerius Law School, alle Teilnehmenden. Die einleitenden Vorträge begann Prof. Dr. Dan Martin Katz vom Illinois Tech – Chicago Kent College of Law mit einer spannenden Keynote zum Thema “Why We Need Legal Innovation”.Es folgten Vorträge von Marc Ohrendorf zum “Legal Product Management” und Maximilian Volland von b{u}ilt zum Thema “How to Hack?”.

Sodann bot den Teilnehmenden ein gemeinsames Abendessen mit Pizza und Kaltgetränken die Möglichkeit, sich kennenzulernen und passende Mitglieder für ihre Teams zu finden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in Gruppen von jeweils fünf Personen aufgeteilt, wobei jedes Team Unterstützu

ng durch einen Mitarbeiter der ARAG erhielt. Der erste Abend war somit der Ideenfindung gewidmet. Die neu gefundenen Teams setzten sich unmittelbar in ihren Arbeitsräumen zusammen und  begannen, ihre Challenges zu identifizieren und mögliche Lösungen zu finden.

Nach intensiver Gruppenarbeit galt es für die Teams zum Abschluss des Tages, in kurzen zweiminütigen Pitches ihre ersten Konzepte zu präsentieren. Schließlich arbeiteten noch einige Teams weiter an ihren Ideen oder schlossen sich der gleichzeitig stattfindenden Semester-Opening-Party der Bucerius Law School Gelegenheit zum Networking an.

 

Tag 2: Projektarbeit und Vorträge

Der zweite Tag startete nach einer kurzen Nacht früh um 8:30 Uhr mit einem Frühstück an der Bucerius Law School und der Vorstellung der Mentorinnen und Mentoren, die den Teams über den Tag mit Rat zur Seite standen.

Parallel zur Projektarbeit bereicherten interessante und vielfältige Vorträge den Tag über das Programm:

  • Izem Uyaner (ARAG SE): “Legal Design Thinking – Denken aus der Nutzerperspektive”
  • Tim Platner (Legal Data Technology GmbH): “Weshalb Informatiker die besseren Juristen sind”
  • Philipp Mayr (recode.law): “Bau einer interaktiven Website mit Datenerfassung”
  • Anisja Porschke (AI Legal Club): “5 Hacks – Wie du KI erfolgreich für dein Hackathon-Projekt nutzt”
  • Maximilian Volland (b{u}ilt): “Legal Tech im Studium”
  • Katharina Sophie Hertel (recode.law): “Justiz im digitalen Wandel”
  • Dr. Benedikt Quarch (Rightnow): “Von den LegalTech-Anfängen zu KI”

Nach einem Mittagssnack und anschließender konzentrierter Arbeit der Teams an den Projekten folgte am Abend ein Grillen auf dem Campus. Hier konnten die Teams als Abwechslung von ihren Arbeitsräumen die frische Luft und das gute Wetter genießen und die Möglichkeit zu teamübergreifenden Austausch nutzen. Doch mit dem Grillen war der Tag noch nicht zu Ende. Die Teams arbeiteten auch nach dem Grillen bis in die späten Abendstunden an ihren Projekten. Die Teilnehmenden konnten dann frei entscheiden, ob sie die Nacht durcharbeiten wollen, den Hamburger Hafengeburtstag besuchen und das Feuerwerk genießen oder den HSV Sieg feiern. 

Tag 3: Präsentationen und Preisverleihung

Auch der letzte Tag begann wieder mit einem Frühstück um 8:30 Uhr. Die Teams nutzten die Zeit für den letzten Feinschliff und das Üben ihrer Präsentationen, die bis um 12:00 Uhr eingereicht werden mussten. Nach einem Mittagssnack starteten um 12:30 Uhr die finalen Pitches. Alle acht Teams präsentierten ihre Konzepte vor der Jury und dem Publikum. Hierbei reichte die Themenbreite von Tools, die Gebärdensprache in Ton und Schrift wandeln, Tools zur Unterstützung bei Anträgen nach der Geburt eines Kindes und mietrechtlichen Problemen,  Hilfetools im Fall häuslicher Gewalt und vieles mehr. 

Sodann warteten alle gespannt auf die Preisverleihung, die um 14:30 Uhr folgte. Die drei besten Teams wurden mit Wertgutscheinen im Gesamtwert von insgesamt 5.000 Euro ausgezeichnet. Den ersten Platz belegte ein Projekt, das junge Eltern beim Ausfüllen von Behördenformularen unterstützt, indem es Ansprüche gegenüber Behörden bündelt und vorausgefüllte Dokumente zum Download bereitstellt.

 

Die Jury, der wahrlich keine leichte Entscheidung bevorstand, bestand aus drei Experten: Dr. Rainer Derks, Vizepräsident des Oberlandesgerichts Celle Prof. Dr. Christoph Kumpan, Professor an der Bucerius Law School sowie Nicole Vogelsberger, Vice President Legal Service & Innovation bei der ARAG.

 

Mit den abschließenden Gruppenfotos, vielfältigen Eindrücken, spannenden Informationen und neuen Bekanntschaften endete der erste Hamburg Legal Hackathon 2025 durchgehend erfolgreich.

Die Perspektive der Organisation

Für die Organisation arbeiteten recode.law, built und das Team der Bucerius Law School unter der Leitung von Dr. Florian Skupin eng zusammen und stellten hierfür insbesondere jeweils zwei Personen für das Kernorgateam.

Somit wurde in den Monaten vor der Veranstaltung eine Website kreiert, Subchallenges gefunden, Räumlichkeiten und Verpflegung sichergestellt, das Programm geplant und während der Veranstaltung der reibungslose Ablauf sichergestellt. Unerlässlich hierfür waren neben den tollen Räumlichkeiten und der finanziellen Unterstützung durch die Bucerius Law School auch das Sponsoring und die Partizipation der ARAG.

 

Obwohl es das erste Mal war, dass die drei Akteure zusammenarbeiten, funktionierte die Organisation problemlos und ist ein hervorragendes Beispiel, wie Events von gemeinsamen Synergien profitieren können. recode.law ist dankbar für die Möglichkeit, den Hackathon mit organisieren zu dürfen und freut sich bereits auf eine weitere Zusammenarbeit mit b{u}ilt und dem Bucerius Law School Center for Legal Technology and Data Science. 

Fazit

 

Der Hamburg Legal Hackathon 2025 bot eine Plattform für die Vernetzung von juristischen Talenten und Tech-Enthusiasten. Die entwickelten Projekte zeigen, wie durch Zusammenarbeit praktische Lösungen für rechtliche Herausforderungen im Bereich “Access to Justice” entstehen können.

Die Kombination aus Projektarbeit, Vorträgen und Mentoring ermöglichte den Teilnehmenden, in drei Tagen konkrete Ergebnisse zu erzielen und Kontakte zu knüpfen. Der Austausch von Ideen zwischen Studierenden, Berufstätigen und Experten schuf eine produktive Atmosphäre, in der digitale Innovationen für den Rechtsbereich entwickelt werden konnten.

Wir danken allen Teilnehmenden, Mentorinnen und Mentoren sowie den Vortragenden für ihr Engagement. Ein besonderer Dank gilt der ARAG, die als Sponsor den Hackathon sowohl personell als auch finanziell großzügig unterstützte, sowie unserem Medienpartner “Irgendwas mit Recht”.

 

 

 

 


– ein Beitrag von Kolja Lagemann und Katharina Sophie Hertel

Last Updated on 17. Juni 2025