recode Law at Noerr 2022 by Manor Lux-236

Nachbericht Noerr

 

Am 24. August 2022 veranstalteten recode.law und Noerr in Düsseldorf erneut ihren Sommerworkshop, diesmal in Kooperation mit This is Legal Design zum Thema “How to design understandable and creative contracts – Ein Legal Communication Design Workshop”. Nicht zuletzt die sonnendurchflutete Location im Düsseldorfer Hafen machte es dabei trotz des Wetters allen leicht, intensive Stunden im Workshop miteinander zu verbringen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Andrea Finkelnburg, Senior Associate bei Noerr, und Lina Fredebeul, Vorstandsvorsitzende bei recode.law, tauchten die Teilnehmer:innen direkt tief ins Thema ein:

Vortrag:

  • Moritz Klink, Vorstand für Content and Academics, machte den Auftakt mit dem interaktiven Vortragsformat „WTF is Legal Tech?“. Anschließend gab es direkt die Möglichkeit, ihm und den anderen recoder:innen die ersten Fragen zu allen Aspekten von Innovation in der Rechtsbranche zu stellen.
  • Den Einstieg in den Workshop bildete dann eine praktische Einführung in agile Arbeitsweisen am Beispiel der Kanban-Methode und legte damit auch den Grundstock für die erfolgreiche Zusammenarbeit der Teams im zweiten Teil, dem Legal Communication Design am Nachmittag.

 

Pizza-Game:

  • Die Einführung in die Kanban-Methode begann nicht in der Theorie, sondern direkt in den Kleingruppen. Unter der Anleitung von Rebecca Stumm, Local Distress Rheinland, und Tamara Stumm aus dem Events-Department stiegen die fünf Gruppen sofort in die Praxis ein: Mit Papier und Schere ausgestattet musste Pizza nach genau vorgegebenen Regeln hergestellt und dabei möglichst wenig Rohstoffe verschwendet werden. Wie sich die Teams dabei jeweils selbst organisieren, war hingegen freigestellt. Wer den Pizzaboden schneidet, wer den Rand hochfaltet, wer Belag produziert und belegt, wer den Ofen im Blick hat, lag ganz in der Verantwortung der jeweiligen Teams. Umso unterschiedlicher waren daher auch die Ergebnisse – nur eine einzige Gruppe konnte sich hier absetzen.
  • Danach folgte daher eine theoretische Einführung in die Kanban-Methode, um den Blick auf die wesentlichen Stellschrauben bei der Organisation der Teamarbeit zu lenken.
  • Die beste Gruppen konnte sich dadurch weiter verbessern, alle übrigen in den selben Punktebereich aufschließen. Es folgten noch zwei weitere Runden mit jeweils leicht veränderten Regeln, immer wieder unterbrochen durch die gebotenen Feedback-Schleifen innerhalb der Gruppe.  
  • In der anschließenden Diskussion im Plenum wurden die Erfahrungen der Gruppen untereinander ausgetauscht und auch der Nutzen der Kanban-Methode in der Praxis kritisch hinterfragt. In Anwendung der Pull-Methode die Arbeitspakete in den eigenen Prozessschritt “hineinzuziehen” (anstatt einen beständigen Zufluss gegen den eigenen Willen zu erfahren) und die klare Sichtbarkeit der anstehenden Arbeit in den jeweiligen Arbeitsbereichen konnten dabei insgesamt aber überzeugen. Eine Teilnehmerin fasste zusammen, wie sich die Abläufe veränderten: „Zu Beginn hat jede:r nur auf die jeweils eigene Aufgabe geachtet – durch die Arbeit zusammen im Team haben wir einander geholfen und viel mehr Ruhe reinbekommen.“

 

Vortrag zu Legal Communication Design:

  • Am Nachmittag führte Anna Balmes von This is Legal Design durch den Workshop, unterstützt von recoder:innen in den einzelnen Gruppen, die aus ihrer Erfahrung den Teilnehmer:innen immer wieder neue Impulse für die Gruppenarbeit an die Hand geben konnten. Bei Legal Communication Design handelt es sich um einen Ansatz zur Kommunikation, der die einfache Verständlichkeit in den Vordergrund stellt. Rechtlich komplizierte Sachverhalte sollen so kommuniziert werden, dass sie verstanden und besonders die wichtigen Informationen leicht zugänglich werden.

 

   

 

Gruppenarbeit in Anlehnung an Design Thinking:

  • Als Rechtstext dienten in diesem Workshop die Mietbedingungen eines Anbieters für E-Scooter. Nicht nur deren genaue rechtliche Bezeichnung als Elektrokleinstfahrzeuge, sondern auch die unzähligen eng bedruckten Seiten mit Text dürften für die allermeisten Nutzer:innen völlig abschreckend sein: Ein klarer Fall von misslungener Kommunikation. 
  • Im ersten Schritt (“Contract Mapping”) verschafften sich die Gruppen daher einen Überblick über die Inhalte der Mietbedingungen – ganz analog mit Stift und halbdurchsichtigem Papier, das über die Ausdrucke gelegt werden konnte, um verschiedene Layer zu erzeugen. Dann diskutierten die Gruppen jeweils sehr intensiv die Bedeutung der einzelnen Klauseln und die inhaltliche Gewichtung zueinander.
  • Im zweiten Schritt (“Empathize”) ging es dann darum, die Betrachtung aus der Sicht der Nutzer:innen durchzuführen. Was ist in den verschiedenen Phasen der Nutzung wichtig? Welche Inhalte möchte der Anbieter gerne kommunizieren und auf welche Inhalte kommt es den Nutzer:innen an? Hier konnte sich fast jede:r auch mit eigenen Erfahrungen einbringen.  
  • Im dritten Schritt (“Ideate & Prototype”) ging es dann endlich in den Lösungsraum: Weiterhin mit ganz analogen Arbeitswerkzeugen konnten die Gruppen hier zunächst ihre Überlegungen in mögliche Lösungsideen zusammenführen. Anschließend wurde den besten Ansätzen der angemessene Rahmen gegeben, indem die vorher auf vielen Haftnotizen verstreuten Überlegungen zu einem optisch ansprechenden Gesamtwerk kombiniert wurden.
  • Zum Abschluss galt es dann noch, den eigenen Pitch vorzubereiten und einige Male zu proben. In den letzten Minuten entwickelte die ein oder andere Gruppe dann noch ungeahnte Energie – denn langsam wurde sichtbar, mit welcher Professionalität und welchem Detailreichtum reihum gearbeitet wurde.
  • Die Ergebnisse des Tages wurden schließlich vor einem breiten Publikum des Düsseldorfer Standortes von Noerr präsentiert. Inhaltlich hatten die Gruppen sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt. Einige hatten in detailgetreuen Farbzeichnungen die mögliche Gestaltung der App festgehalten, andere den Schwerpunkt auf die sprichwörtliche “User Journey”, also die Reise der Nutzer:innen durch die Rollermiete, gelegt. 
  • In allen Ergebnissen spiegelte sich aber ganz deutlich die Lernkurve aller wieder – und nicht zuletzt die Erkenntnis, dass juristische Inhalte durchaus gekürzt und vereinfacht werden dürfen, um die wesentlichen Inhalte wirkungsvoll und dadurch erfolgreich an das Gegenüber kommunizieren zu können.

 

    

 

Der erfolgreiche Workshoptag klang schließlich bei leckerem Essen und kühlen Getränken hoch über den Dächern aus. Hier hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, die recoder:innen sowie die Anwält:innen von Noerr vor der sonnendurchfluteten Skyline Düsseldorfs näher kennenzulernen und wie auch im letzten Jahr erfreute sich dabei nicht nur die Bar, sondern insbesondere auch der Kicker größter Beliebtheit.

 

Autor: Lars Ippich

 

  

Last Updated on 22. September 2023